Episode 504
“The Company We Keep”
Drehbuch: Barbara Stepansky
Regie: Jamie Payne
“I have no life but you, Claire.”
(Jamie Fraser)
ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.
Barbara Stepansky, die Drehbuchautorin dieser Folge, legt die Messlatte mit ihrem ersten Drehbuch, das sie für Outlander geschrieben hat, sehr hoch. Wie schon in der letzten Woche werden auf dem Bildschirm Dianas Worte, sowohl durch dieses wundervolle Drehbuch als auch durch das, was alle anderen Beteiligten dazu beitragen, mit Leben gefüllt. Auch Gary und seine Kollegen vom Set und Art Departement haben wieder einmal ihr Bestes gegeben. Brownsville ist einfach schäbig schön und diese grauen düsteren Hütten bilden den krassen Gegensatz zu dem leuchtend hellen großen Haus auf FR. Der schottische Regen verleiht dem ganzen Arrangement noch den letzten Schliff und verwandelt Brownsville in eine matschig-schlammige Einöde, während hingegen auf FR die Wiesen saftig grün leuchten.
“The Company We Keep” – nicht immer haben wir Einfluss darauf, wem wir unsere kostbare Zeit schenken dürfen oder wem wir sie ab und an opfern müssen. Aber wenn wir es bestimmen können, mit wem wir Zeit verbringen, dann ist es unerlässlich, sich die Menschen, mit denen man sich umgibt, wohlüberlegt auszusuchen. Auch im Hinblick darauf, ob sie es wert sind, dass wir ihre Gesellschaft teilen, denn wir können immer nur so gut sein, wie unser Gegenüber es zulässt. Manchmal sind wir einfach nur das, was wir sind, manchmal wachsen wir durch unser Gegenüber über uns hinaus und manchmal haben wir keine Chance, das Beste in Gesellschaft anderer aus uns herauszuholen, weil das Verhalten unseres Gegenübers keine Basis dafür bietet. Auch unsere Protagonisten können sich in dieser Episode nicht immer die Menschen, mit denen sie sich auseinandersetzen, aussuchen und finden sich daher manchmal in ungewollter Gesellschaft wieder. Aber oftmals dürfen sie die Menschen, die es wert sind, näher an sich heranlassen und auch dessen Gesellschaft genießen.
Was vorneweg erwähnenswert ist und sonst keinen Platz finden würde
Sehr erfreut hat mich die Tatsache, dass das Baby von Mrs. Beardsley zukünftig in einer Familie aufwachsen darf, in der es geliebt und akzeptiert wird, unabhängig davon, welche Hautfarbe es hat und ob es das eigene Fleisch und Blut ist. So ist das Beardsley Baby nur eines von vielen, das im OL-Universum nicht von seinen leiblichen Eltern aufgezogen, aber von seinen Zieheltern wie ein leibliches Kind geliebt wird – so wie auch Claire von ihrem Onkel Lambert, Jamie in gewisser Weise von Murtagh, Brianna von Frank, Roger vom Reverend, Fergus von Jamie und Claire, Marsali von Jamie und nicht zu vergessen Willie von LJ.
Ich habe es bereits letzte Woche in meiner Review geahnt, dass das, was auf dem Zettel steht, den Fergus aus Claires Sprechzimmer genommen hat, unsere Protagonisten einholen wird. Jamie glaubt zwar nicht, dass Dr. Rawlings medizinische Kolumne für Ärger sorgen kann, “unless someone tries to find the author.”, aber ganz so sicher, wie er, bin ich mir nicht. Denn in dieser Serie geschieht nichts ohne Grund und wenn ein Ereignis gleich in zwei Folgen auftaucht, dann wird dieses höchstwahrscheinlich noch für Probleme sorgen.
Habt ihr in diesem Zusammenhang Jamies Blick gesehen, wenn Claire fragt “Who would’ve submitted it to a printer without my knowing?” – einfach unbezahlbar!
Es ist immer eine Freude, Rik singen zu hören. Die Serie tut gut daran, diese wunderbare Eigenschaft von Roger, immer wieder hervorzuheben, damit auch wirklich alle Nicht-BL nachvollziehen können, was es für Roger bedeuten wird, wenn er nach der Schlacht von Alamance nicht mehr singen kann. Das erste Lied, mit dem Roger in dieser Folge die Männer in Brownsville und auch uns unterhält, trägt den Titel “Bonnie Laddie, Hieland Laddie” und ist ein altes schottisches Volkslied, zu dem es eine Vielzahl verschiedener Textversionen gibt (Songtext der “Jacobit Version” hier und Video zum Lied hier). Der Titel des zweiten Liedes, mit dem Roger uns erfreut, heißt “Twa Recruiting Sergeants” und es ist erneut ein traditioneller schottischer Song (Songtext hier und Video zum Lied hier).
Rogers “Brown?”-Comedy-Moment bei der Rekrutierung der Männer in Brownsville ist neben seinem Gesang mein persönliches Roger-Highlight in dieser Folge.
Ich liebe die Szene zwischen Claire und Alicia, in der das Mädchen bei ihr ein offenes Ohr für ihre Probleme findet und Trost in ihren Armen sucht und es berührt mich, wie einfühlsam und mitfühlend Claire diese Situation händelt. Nichts anderes habe ich von Claire erwartet, als dass sie für Alicia, die von den Frauen aus ihrer Familie mit ihren Sorgen und Nöten allein gelassen wird, sowohl ein verständnisvoller Ratgeber, als auch eine moralische Unterstützung ist und ich denke, dass es für Alicia in diesem Moment keine bessere Gesellschaft geben kann, als unsere Claire.
Die Browns – Gesellschaft, die man sich nicht aussuchen würde, wenn man könnte
Der Moment in dem Richard Brown die Ansiedlung erreicht, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass er der Mann ist, dem dieser Ort seinen Namen verdankt. Er hat eine sehr beeindruckende Präsenz und man merkt, dass er sich den Respekt anderer schon allein durch sein Auftreten verschafft, aber durchaus dem Einsatz von Gewalt nicht abgeneigt ist. Ganz im Gegenteil zu seinem Bruder Lionel, der auf mich ab der ersten Sekunde seines Auftauchens, furchtbar unsympathisch wirkt und den Eindruck erweckt, dass nicht seine Autorität, sondern seine Brutalität der Grund ist, warum die Menschen in Brownsville ihn akzeptieren. Sowohl die Rolle von Richard Brown (gespielt von Chris Larkin) als auch die seines Bruders Lionel (gespielt von Ned Dennehy) sind wieder einmal ausgezeichnet gecastet worden, denn ich mag die beiden Brüder jetzt schon nicht leiden und würde niemals freiwillig ihre Gesellschaft suchen.
Habt ihr den lüsternen Blick gesehen, den Lionel Brown unserer Claire zuwirft? Wirklich sehr gruselig und äußerst abstoßend! Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass in der Serie vielleicht Lionel Brown den Platz von Harley Boble einnehmen wird, nicht nur wegen der Art, wie er Claire angesehen hat, sondern auch wegen seines regen Interesses bezüglich der Whiskyherstellung. Das Widerling-Potenzial dazu hätte Lionel Brown auf jeden Fall, um stellvertretend für Harley Boble die Dinge zu tun, die er in Band 6 den Frasers, vor allem aber Claire, antun wird.
Brianna – In bester Gesellschaft
Die Szene zwischen Brianna und Marsali, die sich nach der Suche nach Jemmy abspielt, ist ein perfektes Beispiel, dass die Gesellschaft eines verständnisvollen und einfühlsamen Menschen, sehr beruhigend auf uns wirken kann und wie eine Notsituation eine Basis für eine beginnende Freundschaft schafft. Briannas unerklärliche und für Unwissende übertriebene Hysterie, die sie an den Tag legt, wenn Jemmy nicht mehr im Zimmer ist, zeigt Marsali, dass es etwas gibt, das Brianna sehr belastet. Leider verfügt Marsali nicht über das Wissen, das wir als BL und Seriengucker haben und daher kann sie nur mutmaßen, was mit Brianna los sein könnte, aber sie wird sich nicht annähernd das Grauen ausmalen, das Brianna erlebt hat und seitdem immer wieder erleben muss. Marsali weiß auch nicht, dass dieser irische Schmierlappen im Pelz eines Gentlemans, der die Münze in die Tragetasche von Jemmy gelegt hat, Brianna vergewaltigt hat und sein “Besuch” auf FR (und ich habe keinen Zweifel, dass es Bonnets Münze gewesen ist, denn sowohl sein Theme, als auch die Title Card dieser Folge liefern mehr Hinweise, als nötig) der Grund dafür ist, dass sie sich in ihrem Zuhause nicht mehr sicher fühlt. Auch ahnt Marsali nicht, dass allein die Tatsache, dass dieses Monster noch lebt, Brianna nicht schlafen lässt, aber dass sein Eindringen in ihre Sicherheitszone, in ihr Zuhause, sie in schiere Panik versetzt. All das kann Marsali nicht wissen, aber sie spürt, dass Brianna mehr als ein “aus-den-Augen- verlorenes-Kind” belastet und dass es etwas gibt, das Brianna nicht erzählen kann oder will. Ihre Worte “You see, thinking, no matter how hard or long, doesn’t make something come true.” sollen Brianna Mut machen, denn nicht alles, was wir uns wünschen oder auch vorstellen, passiert wirklich. Marsalis gut gemeinten Worte können Brianna vielleicht einen kurzen Moment von ihren Problemen ablenken, aber ihre Gesellschaft bei einem Glas Whisky ist genau das, was Brianna in diesem Moment braucht. Durch die Anwesenheit von Marsali und dem Gefühl, nicht alleine zu sein, kann sie neue Kraft schöpfen, um in der Nacht und am kommenden Morgen den täglichen Kampf gegen ihren Dämonen Bonnet wieder aufnehmen zu können.
Stärke bedeutet auch schwach sein zu dürfen und in diesem Sinne hoffe ich für Brianna, dass sie den Mut finden wird, sich jemanden aus ihrer Familie anzuvertrauen. Denn ich weiß, ihre Lieben würden jederzeit mit ihr den Kampf gegen Bonnet und gegen ihre Angst, dass er Jemmy für sich beanspruchen könnte, führen.
Jamie und Roger – In (noch nicht) bester Gesellschaft
Die Beziehung von Jamie und Roger ist auch in dieser Folge immer noch geprägt von Rogers Unsicherheit, für Jamie nicht gut genug zu sein und Jamies sehr hohen Ansprüchen an seinen Schwiegersohn. Meiner Meinung nach haben sie sich, seit der Hochzeit in Folge 501, keinen Millimeter angenähert, obwohl sie schon seit einiger Zeit zusammen mit der Miliz unterwegs sind.
In Brownsville trifft Jamie auf Roger, wenn dieser singend vor einigen Männern steht und er zu Jamies Missfallen, seiner Meinung nach, den Tag mit Müßiggang verbringt. Auch der Lagebericht, den Jamie kurz vorher von Fergus erhalten hat und die Tatsache, dass einige Männern, die Jamie für die Miliz angeworben hat, geflohen sind, weil sie das, was Roger getan hat, um die Situation in Brownsville nicht eskalieren zu lassen, nicht respektieren, tragen nicht dazu bei, dass sich Jamies Stimmung in Bezug auf seinen Schwiegersohn hebt. Sein Missfallen über Rogers Handeln stehen ihm ins Gesicht geschrieben, wenn er mit verschränkten Armen seinen Schwiegersohn beobachtet. Roger hingegen fühlt sich in diesem Moment wie ein Kind, das man bei einem Streich ertappt hat, denn er weiß, dass Jamies missbilligender Blick und dessen Körperhaltung nur eines bedeuten kann – er hat seinen Schwiegervater ernneut enttäuscht. In meinen Augen hat Roger alles richtig gemacht und ich finde, dass es von ihm sehr mutig gewesen ist, seine Waffe niederzulegen und sich hinter dem Wagen aufzurichten, denn einer der Browns hätte ihn ohne große Mühen verwunden oder schlimmstenfalls erschießen können. Auch seine Taktik, die Browns mit dem mitgebrachten Whisky bei Laune zu halten – habt ihr die Gier in den Augen der anwesenden Männern gesehen, wenn diese Roger und Lionel Brown beim ersten Schluck zugucken müssen – ist durchaus den taktischen Schachzügen, die sonst sein Schwiegervater in schwierigen und fast aussichtslosen Situationen vollzieht, angemessen. Daher ist Jamies Vorwurf an Roger “D’ye ken the meaning of the word ‘Captain’, Professor MacKenzie?” meines Erachtens nicht gerechtfertigt, denn was hätte er denn ohne die geringste Erfahrung oder militärische Schulung unter diesen Umständen machen sollen? Welche Alternative hat Roger, wenn er nicht weiß, wie man sich als Captain verhalten muss und was die Männer, und vor allem Jamie, von ihm erwarten? Der Moment, in dem Roger sich neben Fergus kauert, um hinter dem Karren Schutz vor den Gewehrkugeln der Browns sucht, zeigt mehr als deutlich, dass er nicht im Ansatz auf seinen Status als Captain, noch auf die die Art und Weise, wie Auseinandersetzungen im 18. Jahrhundert geregelt werden, vorbereitet ist. Niemand hat ihm beigebracht, wie man mit solchen Situationen umgeht und Jamie hat ihm bei der Ernennung zum Captain auch kein Handbuch gereicht, in dem erklärt wird, was von einem Miliz-Captain und vor allem vom Schwiegersohn unseres JAMMF erwartet wird. Daher hat Roger absolut keine Ahnung, wie er sich in dieser Situationen verhalten soll und es ist absolut nicht seine Schuld, dass er lieber befiehlt die Waffen niederzulegen, als die Männer, die Jamie ihm anvertraut hat, und auch sich selbst in eine Schießerei zu verwickeln.
Auch wenn ich mir für Roger Jamies Schulterklopfen und sein “Gut gemacht” aus dem Buch für sein Verhalten in Brownsville gewünscht hätte, geht meiner Meinung nach Jamie am Ende dieser Folge den ersten und entscheidenden Schritt auf Roger zu. Er bietet seinem Schwiegersohn, durch seine Order, Claire nach FR zu begleiten, den Vertrauensvorschuss, den er braucht, damit er seine Unsicherheit überwinden kann. Roger hingegen, gefangen in seiner Unsicherheit und seinem Minderwertigkeitsgefühl, Jamies Ansprüche niemals genügen zu können, sieht im ersten Augenblick gar nicht, welches Vertrauen sein Schwiegervater ihm entgegenbringt. Er empfindet Jamies Aufforderung als erneute Niederlage und für ihn ist es nur ein weiterer Beweis dafür, dass er niemals von seinem Schwiegervater akzeptiert werden wird und dass Jamies Messlatte für ihn als Schwiegersohn immer unerreichbar sein wird, denn er sagt zu Claire “He doesna have faith in me”. Claire, die Jamie besser kennt, als jeder andere Mensch auf dieser Welt, durchschaut aber Jamies Versuch, Roger noch eine weitere Chance zu geben, damit er sich erneut beweisen kann, denn sie sagt zu ihrem Schwiegersohn “He just entrusted you with the one thing he loves most.” und wenn Roger diese Worte hört, kann man in seinem Gesicht lesen, dass sie ihm nur ein schwacher Trost sind.
Beide Männer sind Produkte ihrer Zeit – Jamie ist, wie Diana es so treffend ausdrückt ein “bloody man”, der fast sein ganzes Leben gekämpft hat, ob nun in Schlachten oder für seine geliebten Menschen oder einfach nur ums nackte Überleben. Für Jamie ging es in seinem Leben meistens um alles und er hat in seinem Leben gelernt, dass Angriff in der Regel die beste Verteidigung ist und er immer dann, wenn er sich nicht verteidigen konnte oder durfte, wie in Wentworth, in Paris, in der Höhle, in Ardsmuir oder auf Helwater, einen Teil seiner Seele verloren hat. Roger hingegen ist ein Historiker, ein Mann, der Gewalt und Krieg und den Kampf ums nackte Überleben allenfalls durch seine historischen Bücher kennt und niemals, auch nur Ansatzweise in seinem Leben im 20. Jahrhundert das erleben musste, was Jamie in seinem Leben widerfahren ist. Daher versucht Roger seine Konflikte so zu lösen, wie es ein Mann seiner Zeit in der Regel macht – mit Diplomatie und Nachsichtigkeit. Vor Jamie und Roger liegt noch ein langer und steiniger Weg, bis sie die Anwesenheit des anderen schätzen und sich in dessen Gesellschaft wohl fühlen können. Aber bis dahin bietet diese Ungleichheit beiden ein enormes Entwicklungspotenzial, denn beide Männer werden durch die Gesellschaft des anderen ihren Horizont erweitern können. Sie werden den anderen nach und nach besser kennenlernen, so dass sie ihn und seine Motivation, Dinge anzugehen und Konflikte zu regeln, besser nachvollziehen und am Ende auch besser verstehen und respektieren können. Wenn Jamie Roger bittet, Claire zurück nach FR zu begleiten, nennt er seinen Schwiegersohn das erste Mal in der Serie bei seinem Spitznamen “Roger Mac“. Obwohl es nur eine kleine Sache ist und vielleicht auch in der Handlung der Serie fast untergeht, ist dieser Moment sehr wichtig für Jamie und Roger. Es fühlt sich für mich an, als ob wieder ein Puzzleteil an die richtige Stelle rückt, um irgendwann das fertiges Bild zeigen zu können, wie die Beziehung von Jame und Roger am Ende des Weges aussehen wird – nämlich eine vertrauensvolle Schwiegervater-Schwiegersohn Beziehung, in der beide Jamies “son of my house” aus Folge 501 mit Leben füllen werden.
Jamie und Claire – Die einzige Gesellschaft, die sie brauchen
Es gibt so viele großartige Jamie und Claire Momente in dieser Episode, die alle zeigen, dass sie eine Einheit, ein gleichwertiges Team sind und sie die Gesellschaft des anderen genießen, schätzen und brauchen, wie die Luft zum Atmen. Manchmal sind sie sich einfach genug und brauchen niemanden, als den anderen um sich und es ist immer wieder schön zu sehen, wie sie in der Gegenwart des anderen die Welt um sich herum vergessen können.
Die Szene, in der Jamie seinen Schwerttanz zeigt, erwärmt mir das Herz und ich sitze mit einem leicht dümmlichen Grinsen im Gesicht vor meinem Fernseher und genieße jede Sekunde. Warum? Nun ja, ich muss gestehen, dass ich mich erstens auf den Moment, Jamie tanzen sehen zu dürfen, freue, seitdem ich das erste Promobild gesehen habe. Zweitens macht Sam seinem Serien-Charakter alle Ehre und tanzt für einen so großen und muskulösen Mann sehr anmutig und leichtfüßig. Und drittens können wir die sorgenfreien und leichten Momente der Frasers in dieser Serie fast an einer Hand abzählen und es ist einfach wundervoll, Jamie und Claire hier so unbeschwert und fröhlich erleben zu können. Die Szene mit Jamies Schwerttanz ist nahezu perfekt – ich hätte mir allerdings gewünscht, dass er seinen Kilt trägt, um seine schottische Wurzeln noch mehr in den Vordergrund zu stellen.
Eine weitere wundervolle Szene zwischen Jamie und Claire findet nach dem Tanz im Wald statt und auch hier haben sowohl die Serienverantwortlichen als auch Sam und Cait den Ton des Buches hundertprozentig getroffen. Es ist so rührend, wenn Jamie beschreibt, wie er Claire mit dem Baby im Arm beobachtet hat und er endlich sehen kann, wie seine Frau seine Tochter immer angeschaut haben muss. Das, was er jetzt beobachten kann, kommt niemals an das heran, was er sich in all den einsamen Jahren nach Culloden vorgestellt hat, denn sich etwas vorzustellen oder es mit eigenen Augen sehen zu können, sind zwei verschiedene Dinge und meistens ist unsere Vorstellungskraft niemals so stark wie das, was wir mit unseren Augen erleben dürfen. Mir bricht es fast das Herz, dass das Schicksal es nicht zugelassen hat, dass Jamie und Claire ihre Kinder gemeinsam großziehen durften – erst Faith, die Jamie noch nicht einmal sehen oder wiegen konnte und dann Brianna, die er erst als erwachsene Frau in die Arme schließen durfte (nicht zu vergessen William, der zwar nicht Claires Sohn ist, aber den Jamie auch nicht aufwachsen sehen durfte). Was würde Jamie wohl dafür geben, einmal Claire mit Brianna als Baby im Arm beobachten zu können, die ersten Schritt seiner Tochter sehen und ihre ersten Worte hören zu können? Jamies Worte “I have no life but you, Claire. But if ye wanted another child, I thought that perhaps I might give ye one.” zeigen die Tragweite dessen, um das das Schicksal beide betrogen hat, was er in Claires Leben und in dem seiner Kinder verpasst hat und was für beide für immer verloren ist. Wenn sich Jamie und Claire, begleitet durch ihr Theme, in den Armen liegen, bin ich sehr berührt. Claires Worte “I’m grateful for every day we have.” unterstreichen das Wunder, das ihnen trotz aller Entbehrungen, widerfahren ist. Nicht nur, dass es Claire einmal durch die Steine geschafft hat und sich die beiden gefunden haben, sondern sie hat Jamie nach mehr als 20 Jahren der Trennung erneut durch eine Reise durch die Zeit getroffen und beide werden bis zu ihrem letzten Tag und darüber hinaus ewig dankbar sein, dass sie das Schicksal am Ende für immer zusammengebracht hat.
“The Company We Keep” – das Fazit dieser Folge
Ich liebe die Storyline von Isaiah Morton und Alicia Brown, denn sie ist erstens herzerwärmend – denn wer fühlt nicht mit einer Liebe mit, die nicht sein darf und von der man doch nicht lassen kann- und zweitens ist sie das Spiegelbild dessen, was alle Anwesenden im Namen der Liebe schon getan haben und auch immer wieder genauso tun würden – egal, wie schmerzvoll und furchtbar die Konsequenzen gewesen sind und wieder wären. So wie Roger zu Jamie sagt “love makes fools of us all” macht Liebe bekanntlich blind – blind auch im Sinne von logisch und überlegt, denn manche Dinge, die wir aus Liebe machen, sind mit dem normalen Menschenverstand nicht zu erklären. Aber jeder, der schon einmal so sehr geliebt hat, wie unsere Protagonisten, weiß, dass wir aus Liebe viele Dinge machen, die wir vorher für unmöglich gehalten hätten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Isaiahs Worte “Are ye telling me that if someone told you to leave, and you’d never see [the woman you loved] again, you’d stand for it? That you’d obey without a fight?” nicht nur einen Nerv bei Jamie und Roger trifft, sondern diese die beiden augenblicklich mundtot machen und sie sich wie zwei ertappte Bengel ansehen. Jamie ist für Claire in mehrfacher Hinsicht durch die Hölle und wieder zurückgegangen, sowohl damals in Wentworth, als er ihr Leben wortwörtlich mit seinem Körper beschützt hat, als auch in all den Jahren nach seiner schwersten und wohl auch mutigsten Entscheidungen am CnD, mit der er Claire und ihr Baby in ein sicheres Leben zurückgeschickt hat. Auch Roger ist nicht weniger mutig und opferbereit als sein Schwiegervater, denn er hat für Brianna sein sicheres und geregeltes Leben im 20. Jahrhundert aufgegeben, hat einen Ozean überquert, sich wieder in die Gefangenschaft der Mohawks begeben, weil er nicht den einfachen Weg durch die Steine zurück in seine Zeit wählen wollte und hat am Ende den Mut und die Kraft gefunden, sein Leben mit der Liebe seines Lebens zu leben und Jemmy bedingungslos als seinen Sohn anzuerkennen.
Aber nicht nur Jamie und Roger finden sich in den Worten von Isaiah wieder, sondern auch bei Claire treffen sie einen wunden Punkt. Denn auch sie hat aus Liebe zu Jamie damals Frank Dinge angetan, die für sie vorher unvorstellbar gewesen sind. Niemand der Anwesenden kann daher Isaiah und Alicia verurteilen, denn wer im Glashaus sitzt, der sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen und daher ist Jamies Beihilfe zur Flucht des (hoffentlich bald) glücklichen Paares nur die letzte Konsequenz dessen, die im Namen der Liebe gezogen werden kann.
“Adultery. Betrayal. Dishonor. Excuses could be made, of course. I know I made my own when I was separated from Frank by a power I didn’t understand. And yet, wherever you are, you make choices, foolish ones or ones that save yourself or someone else. All you can hope for is that the good will outweigh the harm that may come of it.”
Claires Voiceover am Ende dieser Folge bildet einen runden Abschluss dieser Episode und entstammt fast wortwörtlich aus Kapitel 32 “Mission erfüllt” in “Das flammende Kreuz“. Wunderschön finde ich es, dass Claires Gedanken vom CnD Theme untermalt werden, denn keine Melodie wäre passender, als diese – denn Claires Reise durch die Steine, bei der sie ihren Seelenverwandten gefunden hat, wurden schon in der ersten Staffel von diesen Klängen begleitet und stellen daher musikalisch für Jamie und Claire den Anfang von allem dar – von einem erfüllten, wenn auch nicht immer einfachen und leichten Leben, an der Seite des einen Menschen, für den sie von Anbeginn ihrer Zeit bestimmt waren.
Ich weiß, dass wir noch lange nicht am Ende von Jamies und Claires Reise angekommen sind und dass es für mich nichts erfüllenderes gibt, als diese beiden (nicht zu vergessen auch all die anderen Menschen im OL-Universum) weiterhin auf dieser Reise begleiten zu dürfen – sowohl in Bild und Ton als auch in Buchstaben auf Papier. Meiner Meinung nach haben die Serienmacher zu dem zurückgefunden, was uns alle an der Serie und auch Dianas Bücher am wertvollsten ist – an dem Leben unserer Protagonisten teilhaben zu dürfen, zu erleben, wie sie versuchen, immer die richtigen oder bestmöglichen Entscheidungen zu treffen, wie sie an manchen Herausforderungen, die das Leben an sie stellt, scheitern und wie sie Beziehungen zu anderen Menschen erleben und leben. Diese charakterliche Komponente sowohl in der Serie als auch in den Büchern ist doch der Hauptgrund, warum wir uns, teilweise seit mehr als zwei Jahrzehnten, mit unseren liebgewonnen Buchcharakteren auseinandersetzen, sie diskutieren und analysieren und sie für viele von uns zu einer Art Zweitfamilie geworden sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir uns in ihrer Gegenwart so wohl fühlen und jeden Augenblick, den wir in dieser Parallelwelt in der Gesellschaft unserer Protagonisten verbringen dürfen, in vollen Zügen genießen.
Je suis prest!
@ Yvonne Pirch
P.S.: Da Jamie Claire am Ende nach FR zurückschickt, damit sie sich um die Mandeln der Beardsley-Zwillinge kümmern kann, denke ich, dass die Miliz in Brownsville nicht, so wie im Buch, durch eine Order von Tryon aufgelöst wird. Die Serie ist den Ereignissen in Band 5 zeitlich etwas voraus, denn dort fand das Ausheben der Miliz zum Ende des Jahres 1770 statt, während wir uns in der Serie schon im Frühjahr 1771 befinden. Da die Schlacht von Alamance am 16. Mai 1771 stattfand und dieser Zeitpunkt in der Serie nicht mehr ganz so weit entfernt ist, gehe ich davon aus, dass uns die Handlung höchstwahrscheinlich direkt nach Alamance führen wird. Auch wenn viele Indizien dafür sprechen, spricht die Tatsache, dass Jamie das zweite Kreuz, das oben auf der Anhöhe von FR steht, noch nicht entzündet hat, eher dagegen. Wir werden bald sehen, wie es weitergeht, aber eins ist jetzt schon gewiss – um die Schlacht von Alamance und um das, was dort passieren wird, werden wir nicht drumherum kommen.
Wenn Dir dieser Blog gefällt,
dann abonniere ihn via E-Mail und verpasse nie wieder einen Beitrag!
Werde Teil unserer Outlander Community auf Facebook!