Episode 505
“Perpetual Adoration”
Drehbuch: Alyson Evans & Steve Kornacki
Regie: Meera Menon
“Someday, I will stand before God, and I will receive answers to all my questions about everything in his universe … but I won’t ask about the nature of time. I’ve lived it.”
(Claire Fraser)
ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.
Wieder einmal zeigt uns die Serie mit dieser Folge das, was wir BL schon seit einer halben Ewigkeit wissen – die besten und eindrucksvollsten Geschichten schreibt das Leben selbst und vor allem die Menschen, die mit ihren Taten und Entscheidungen ihr Schicksal bestimmen und dieses annehmen. “Sometimes even strangers can find a way into our hearts.” sagt Father Beggs in der Kirche von St. Finbar zu Claire, die dort für ihren verstorbenen Patienten Graham Menzies dessen “Ewige Anbetung” übernimmt. Wenn wir diese Worte in Bezug auf die Handlung dieser Episode setzen und deren tiefere Bedeutung wirken lassen, dann sind es diese auf den ersten Blick unscheinbare Momente, denen wir mehr Bedeutung zugestehen sollten. Oftmals sind es kleine Ereignisse, kurze Gespräche oder flüchtige Begegnungen, die uns stärker prägen und beeinflussen, als wir es für möglich gehalten hätten. Daher kommt diese Folge ohne große Action-Szenen aus, denn der Zauber, mit dem mich sie mich in ihren Bann zieht, geht von den zwischenmenschlichen Interaktionen und der Entwicklung der Charaktere aus.
In meiner letzten Review habe ich noch angenommen, dass uns die Handlung direkt von Brownsville nach Alamance führen wird. Aber ich bin sehr froh, dass ich mich geirrt habe, denn ansonsten wären uns viele wundervolle Szenen verloren gegangen, die uns diese sechzig Minuten Sendezeit beschert haben – angefangen über Claire und Mr. Menzies, weiter über Roger und Brianna, bis hin zu Jamie und Lt. Knox und last but not least der absolute Star dieser Folge und ein absoluter Favorit unter uns BL – Adso! Was für ein niedliches und putziges Kätzchen, das zur rechten Zeit am rechten Ort auftaucht, denn Jamie braucht, nach dem Vorfall mit Lt. Knox , Trost und wo könnte er ihn besser finden, wenn seine geliebte Claire meilenweit von ihm entfernt ist, als bei einem kleinen schnurrenden Katzenbaby. Nicht nur die Serienpremiere unseres zauberhaften Adsos versetzt mich in Verzückung, sondern auch die Titelcard dieser Folge. Mein BL-Herz macht in dem Moment, als ich das Buch-Cover “The Impetuos Pirate” entdecke, einen Freudensprung. Lady Jane, here she comes!
Die Folge beginnt mit Rückblenden aus den ersten drei Staffeln und auch wenn diese bildhaften Erinnerungen nur knapp dreißig Sekunden dauern, gehören sie für mich zu den Highlights dieser Episode, denn sie zeigen Claires wichtigste Stationen im OL-Universum, erst mit Jamie, dann ohne ihn und fassen ihren Weg, wie sie wieder zu Jamies zurückgefunden hat, zusammen. All diese sehr emotionalen und oft auch herzzerreißenden Szenen brechen, so wie der Wasserfall zum Anfang dieser Montage, in einer Kaskade an Erinnerungen über uns Zuschauer herein – Frank und Claire, die Hand in Hand auf dem Weg zum Standesamt sind; Claire mit gebrochener Seele, als sie nach ihrer Rückkehr die Straße am CnD entlangläuft; Claire in ihrem “Roten Kleid” mit Louise auf dem Ball in Versaille; die Tänzerinnen am CnD; Jamie und Claire auf dem Weg nach Lallybroch, nachdem Claire sich am CnD für Jamie entschieden hat; der ins Licht der aufgehenden Sonne getauchte CnD, wenn Claire von Roger erfährt, dass Jamie Culloden überlebt hat; die erste Begegnung zwischen Jamie und Claire, kurz bevor Claire seine ausgekugelte Schulter einrenkt; die Hände von Jamie und Claire, als Jamie seine Frau durch die Steine zurückschickt; die sich öffnende Taxitür aus Staffel 3; Claire, wie sie am CnD Geillies hinterherruft; Geillies, wie sie durch die Steine verschwindet; Claire, wie sie in Staffel 3 in die Pfütze tritt und wie sie dann in Jamies Zeit in Edinburgh die Royal Miles hinuntergeht; Claire, Brianna und Roger auf der Beerdigung des Reverend und zu guter letzt Jamie und Claire, wie sie sich nach zwanzig Jahren in Jamies Druckerei das erste Mal wiedersehen. All diese wundervollen und auch schmerzlichen Momente werden durch Claires Voiceover, das den Prolog aus Dianas 6. Buch der OL-Reihe “Ein Hauch von Schnee und Asche” zitiert, begleitet und musikalisch vom CnD Theme untermalt.
Was sonst noch erwähnenswert ist
Ich liebe die Eröffnungsszene, in der Claire endlich ihr Penicillin findet, vor allem die unterschiedlichen Emotionen, die sich in ihrem Gesicht zeigen, so als ob sie Angst hat, ihren Augen trauen zu können, die unter dem Mikroskop das sehen, wonach sie schon seit Wochen verzweifelt sucht – Penicillinsporen! Ich bin froh, dass sie jemanden hat, mit dem sie diesen so wichtigen Moment teilen kann und wer wäre dafür besser geeignet, als Marsali, die Claires Entdeckung mit einem freudestrahlenden “Paintbrushes” kommentiert. Heureka!
Auch die Mandeloperation der Beardsley Zwillinge hat mir gut gefallen – vor allem Kezzies Blick ist unbezahlbar, wenn Claire ihn bittet, seine Hose auszuziehen, damit sie ihm die Lösung mit dem Penicillin spritzen kann.
Claire und Roger
Wie schon in Folge 502 können wir in der Szene, wenn Claire ihrem Schwiegersohn von ihrer Beziehung zu Frank erzählt, sehen, wie wunderbar sich die Beziehung zwischen Roger und Claire seit ihrer ersten Begegnung im Haus des Reverends entwickelt hat. Roger sieht in Claire nicht nur die Mutter seiner Ehefrau, sondern sie ist für ihn zu einer wichtigen Vertrauensperson geworden. Gerne nimmt er ihren Ratschlag an und weiß die Lebenserfahrung seiner Schwiegermutter zu schätzen. Auch rechnet er ihr es hoch an, dass sie ihn immer unterstützt und verteidigt, wenn sie das Gefühl hat, dass er ungerecht behandelt wird.
Wenn ich Claire in dieser Szene mit Roger beobachte, beeindruckt mich der Unterschied zwischen der Claire aus 1771 und der aus 1968 sehr, denn sie wirkt in dieser Sequenz (und nicht nur da, sondern in allen anderen Szenen im 18. Jahrhundert) viel glücklicher und in sich ruhender, als in allen Augenblicken, in der wir sie in dieser Folge in ihrer Zeit beobachten können. Nicht nur, dass sich Claire nach ihrer Rückkehr zu Jamie emotional verändert hat, sondern sie sieht um Jahre jünger aus und ein Strahlen umgibt sie, dass ich in der Zukunft nicht an ihr entdecken kann, denn es scheint, als ob sie im Vergleich zu der Szene mit Brianna in den 1986er Jahren von einer schweren Last befreit wurde.
Claire und Graham Menzies
Obwohl in der Serie das Geschehen um Mr. Menzies etwas anders als im Buch daherkommt, bleibt uns der Charakter von Claires Patienten vollkommen erhalten. Graham Menzies, gespielt von Stephen McCole, ist meiner Meinung nach erneut ein weiterer großartiger Castingerfolg, denn er ist ganz so, wie ich mir Graham Menzies immer vorgestellt habe – ein Mann im besten Alter, sehr charmant, mit einem herzlichen Gemüt und freundlichem Gesicht, der immer ein Zwinkern in seinen Augenwinkeln zu haben scheint und dessen liebenswerte Art durch seinen wunderbaren schottischer Akzent abgerundet wird.
Als Claire ihr Patientengespräch mit Mr. Menzies beendet und dieser mit den Worten “It`s but one more scar, nothing worth brooding over.” auf seine bevorstehende Operation reagiert, erstarrt sie für einen Augenblick. Vielleicht mag es nicht für jeden auf den ersten Blick deutlich sein, warum Claire die Worte von Mr. Menzies so sehr aus der Fassung bringen, aber er hat mit seiner Aussage unwissentlich und vollkommen unbeabsichtigt Claires wundesten Punkt in ihrer Seele getroffen. Könnt ihr euch erinnern, dass Jamie fast exakt diese Worte vor einer halben Ewigkeit zu ihr gesagt hat? Könnt ihr auch Jamies Stimme die Worte sagen hören “Tis but one more scar, Sassenach. Nothing worth brooding over.”, die Claire (und auch mich) emotional unweigerlich in die Küche von Burg Leoch transportieren, wo sie damals Jamies Schwertwunde versorgt hat, die er sich in Folge 110 “By the Pricking of my Thumbs” beim Duell der MacDonalds mit dem DoS zugezogen hatte. Ich brauche keine bildliche Montage, die mich an diesen Moment erinnert, denn ich kann in Claires Gesicht diese lang verdrängten Erinnerungen lesen, die sie unvorbereitet treffen. Es ist, als ob Jamie neben ihr stehen würde und sie ihn nicht vor mehr als zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen, gehört und berührt hat. Mr. Menzies hat unwissentlich mit seiner liebenswerten schottischen Art einige Steine in Claires Mauer gelockert, mit der sie seit ihrer Trennung von Jamie ihre in Trümmern liegende Seele schützt und der Tod ihres Patienten hat buchstäblich Claires emotionale Büchse der Pandorra geöffnet, die sie jetzt nicht mehr schließen kann und aus der die lang verschlossenen bittersüßen Erinnerungen herausströmen. Ihr Voiceover “I had been waiting for a sign, but I’ve come to realize that they had been there. They had been happening since Frank died. I can remember feeling things when I was alone and it became clear to me why I chose solitude so often. I just wasn’t ready to hear them until now.” unterstreicht diese Tatsache. Am Ende dieser Folge erkennt Claire, dass Graham Menzies Tod ihr Ticket zurück zu Jamie gewesen ist, denn nur deswegen hat sie sich eine Auszeit von ihrer Arbeit genommen und konnte daher mit Brianna nach London reisen. Und so kommt eins zum anderen – denn nur durch ihren Aufenthalt in London erfährt Claire vom Tod des Reverend, was sie wiederum überhaupt nach Schottland bringt, wo sie dann das erste Mal auf Roger trifft, dessen Nachforschungen es erst ermöglicht haben, dass Claire am Ende dieser Reise gemeinsam mit Jamie auf dieser Veranda auf FR stehen kann. “And I came to realize just how much I owed him.” sagt sie auf eben dieser Veranda zu Jamie, denn erst Jahre später versteht Claire den Zusammenhang des großen Ganzen und sieht den Dominoeffekt, den der Tod von Mr. Menzies verursacht hat. Und nicht nur für Claire rücken die Puzzlesteine dieses Lebensabschnitt an die richtige Stelle, sondern auch für mich schließt sich der Kreis, denn viele offene Fragen, die Folge 213 nicht beantwortet hat, erhalten jetzt ihren Aha-Moment. So weiß ich jetzt unter anderem, warum Claire und Brianna in London gewesen sind und auch die Storyline um Graham Menzies, die ich in Staffel 3 vermisst habe, hat einen würdigen Platz im OL-Serienuniversum gefunden.
Roger und Brianna
Zwischen Roger und Brianna findet in dieser Folge endlich die Aussprache statt, die meiner Meinung nach schon seit langem, spätestens aber seitdem Brianna von Bonnets Überleben weiß, bitter nötig ist. Dieser Streit bringt sie letztendlich nur noch näher zusammen, da jetzt wirklich alle Zweifel, Ängste, Sorgen und bis dato unausgesprochene Vermutungen endlich ans Tageslicht gekommen sind und geklärt werden konnten.
Roger spricht das erste Mal seine größte Angst aus, dass er eventuell nicht Jemmys leiblicher Vater sein könnte. Auch wenn er sich damals, nach seiner Befreiung aus der Gefangenschaft der Mohawks, mit allen Konsequenzen und ohne wenn und aber für ein Leben mit Brianna und seinen Sohn entschieden hat, sitzt dieser Stachel der Unsicherheit trotzdem verborgen in seiner Seele. Wer kann es ihm vorwerfen, dass ihn, obwohl er Jemmy als sein eigen Fleisch und Blut anerkennt und ihn bedingungslos liebt, ab und an diese Zweifel überkommen. Bis dato konnte Roger diese Gedanken immer wegschieben und überhören, aber in diesem Moment, wenn zwischen ihm und Brianna alle Karten auf den Tisch liegen, muss er einfach von Brianna hören, dass sie daran glaubt, dass er der leibliche Vater ihres gemeinsamen Sohnes ist. “In your heart, Brianna. What do you truly believe?” fragt er daher eindringlich und seine Verzweiflung, sein Schmerz und seine Unsicherheit stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Augen flehen nach der Sicherheit, die ihm nur Briannas geben kann, indem sie ihm sagt, dass er Jemmys leiblicher Vater ist. Aber Brianna kann ihm diese Gewissheit nicht geben, denn sie würde diese offene Aussprache mit einer Lüge beschwichtigen, denn auch sie zweifelt immer wieder an der Vaterschaft ihres Sohnes. Mir bricht es das Herz, wenn ich in Rogers Gesicht blicke, in dem ich all seinen Schmerz und seine Enttäuschung lesen kann, weil Brianna ihm nicht diese Klarheit, die er so dringend braucht, geben kann. Aber Brianna verhält sie meiner Meinung nach in dieser Situation genau richtig, denn, auch wenn sie Roger verletzten und enttäuschen muss, rechtfertigt das keine weitere Lüge bzw. keine weitere Zurückhaltung der eigenen Empfindungen. Es liegt nun an Roger zu entscheiden, wie er mit dem, was er durch die Auseinandersetzung mit Brianna erfahren oder eher wohl nicht erfahren hat, umgeht. Er kann an seinem Schmerz festhalten und sich ganz dem Gefühl des Verrats und der Enttäuschung hingeben und damit in letzter Konsequenz die Beziehung zu Brianna zerstören oder er kann das wählen, wofür er durch die Steine gereist ist und worauf es wirklich ankommt – ein Leben an der Seite der Frau, die er über alles liebt und die ihm seinen Sohn geschenkt hat – denn, auch wenn Roger sich vielleicht niemals wirklich vollkommen sicher sein wird, ob er Jemmys leiblicher Vater ist, eins ist gewiss, dass Jemmy für ihn immer sein Sohn war, ist und sein wird.
Wenn Roger am nächsten Morgen zu Brianna zurückkehrt, findet sie endlich den Mut sich ihm anzuvertrauen und kann das erste Mal seit ihrer Hochzeit, auf der sie mitanhören musste, dass Bonnet lebt und in Wilmington gesehen wurde, ihre Ängste und Sorgen laut aussprechen. Nicht nur, dass sie Roger von Bonnets Überleben erzählt, sie gesteht ihm auch, dass dieser irische Mistkerl sie in ihren Gedanken verfolgt und er vielleicht zu einer Bedrohung für Jemmy werden könnte. Ich liebe es, wenn Roger in diesem Moment wie von der Tarantel gestochen auf seine Füße springt und am liebsten losrennen würde, um diesen irischen Bastard auf der Stelle mit seinen bloßen Händen zu erwürgen.
Während ich über Roger und Brianna schreibe, wird mir klar, dass nicht nur Brianna von Bonnet in ihren Gedanken verfolgt wird, sondern es für Roger auch sehr schwer sein muss. Neben der Tatsache, dass seine geliebte Frau Opfer sexueller Gewalt geworden ist und sie immer noch unter den Folgen leidet und er einen Sohn hat, von dem er niemals wissen wird, ob dieser durch Liebe oder durch Gewalt empfangen wurde, wird Roger ein Leben lang die Last tragen müssen, dass er nach dieser schicksalhaften Nacht in Wilmington wochenlang in der Gesellschaft von Bonnet gewesen ist – unwissend, dass dieser Mann seine Frau, mit der er noch kurz zuvor ihre gemeinsame Handfasting-Hochzeitsnacht verbracht hat, brutal vergewaltigt hat. So werden sowohl Brianna als auch Roger ihr ganzes Leben an das denken, was Bonnet ihnen in Wilmington angetan hat und werden, solange dieses Monster lebt, keinen inneren Frieden finden. Aber sie werden diese Bürde ab jetzt gemeinsam tragen, da nach dieser Auseinandersetzung alle Barrieren gefallen sind und alle Worte, die aus Rücksichtnahme nie gesagt wurden, aber immer zwischen ihnen gestanden haben, ausgesprochen wurden.
Jamie und Lt. Knox
Viele BL waren in der vergangenen Woche sehr aufgeregt, wenn nicht sogar erbost über das, was Jamie in dieser Folge getan hat und ich habe unzählige Mal lesen können, dass Buch-Jamie niemals einen Mann einfach so und ohne triftigen Grund getötet hätte? Einfach so? Ohne triftigen Grund? Auch ich war sehr überrascht und ergriffen, als Jamie Lt. Knox getötet hat, aber so schwer diese Szene zu ertragen ist – nicht nur der Todeskampf von Lt. Knox, sondern auch Jamies Gesicht, das jede Sekunde seiner Seelenqual preisgibt, die er durchlebt, wenn er seinem Gegenüber das Leben nimmt – war es meiner Meinung nach die einzige Option, die Lt. Knox Jamie gelassen hat.
Auch wenn Jamie mit Lt. Knox ein falsches Spiel gespielt hat, hegt er trotzdem Sympathie für diesen Soldaten, der ihm ähnlicher ist, als er sich eingestehen mag – auch wenn die Prinzipien beider Männer so weit voneinander entfernt sind, wie sie nur sein könnten. Vielleicht hätten sie in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort wahre Freunde werden können, aber unter den herrschenden Umständen konnte diese von Lt. Knox einseitig ausgehende Bromance nur so enden, wie sie in dieser Episode geendet ist. Die Serienverantwortlichen haben in den letzten Woche hervorragende Arbeit geleistet, um uns sowohl die charakterliche Darstellung von Lt. Knox als auch die sich dynamisch entwickelnde Beziehung zwischen ihm und Jamie näher zubringen. Lt. Knox hat von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er unter Einsatz aller ihm zur Verfügung stehenden Mittel versuchen wird, Tryon zu beeindrucken, um irgendwann als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz vom Gouverneur ein Stück Land zu erhalten. Auch wissen wir spätestens seit Folge 502, dass Lt. Knox Jamie bewundert und er ihn zutiefst für seine Notlüge, die ihm im Gefängnis aus der Bredouille geholfen hat, als er einen der inhaftierten Regulatoren im Affekt erstochen hat, dankbar ist. “I’m glad to be able to call you a friend…” sagt er zu Jamie und nach diesen Worten ist es nur allzu verständlich, dass er von Jamies Verrat und seinem falschen Spiel zutiefst schockiert ist. Denn er sieht, dass alles, was er an Sympathie für diesen Mann gehegt hat, auf einer Lüge basiert und Jamie ihn nur für seine eigenen Zwecke benutzt hat. Trotz aller freundschaftlichen Gefühle, die Lt. Knox für Jamie empfunden hat und an die nun Jamie appelliert, nachdem er ihm gestanden hat, dass Murtagh sein Patenonkel ist, lässt sich der britische Soldat nicht erweichen.“But I’ll not stand by and watch my kin hunted like a dog for protectin’ those who canna protect themselves.” – damit zeigt er Jamie seinem Gegenüber, dass er zu allem bereit ist, um die Menschen, die ihm lieb und teuer sind, zu schützen. “I would never break my word, betray my oath to King and country.” sagt Lt. Knox im Gegenzug und es zeichnet sich ab, dass nicht nur Jamie seine Prinzipien hat und von seinen Überzeugungen geleitet wird, sondern dass auch Lt. Knox ein Mann von Ehre ist, dem die Erfüllung seines Eides, den er an die britische Krone geleistet hat, über alles geht.
“First and foremost I swore an oath to my family — surely ye understand.” äußert Jamie und seine Worte sind fast schon ein Flehen nach Verständnis, denn er weiß, wenn er es nicht schafft, den britischen Soldaten für sich zu gewinnen, wird ihm keine Wahl bleiben, als das zu tun, was getan werden muss, um seine Lieben zu schützen. Für Jamie geht es nicht darum, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, noch geht es ihm darum, seinen Patenonkel zu schützen, denn dieser bleibt sowohl mit als auch ohne Lt. Knox ein gesuchter Mann. Für Jamie geht es in dieser Situation um alles, um Leben und Tod, und zwar nicht das seine oder das von Murtagh, sondern es geht um die Zukunft und das Wohlergehen seiner Familie und auch seiner Pächter, denen er einen Eid geschworen hat, sie zu schützen, koste es, was es wolle. Denn diese Menschen würden, für den Fall, dass Jamie von Lt. Knox als Verräter enttarnt werden würde, alles verlieren, weil Tryon sie von FR vertreiben würde, weil der Landeigner als ein Verräter der Krone verhaftet wurde. Dann wäre Jamies Familie und seine Pächter heimatlos, schutzlos und einer Zukunft überlassen, in der sie bestenfalls von einem auf den anderen Tag versuchen könnten, zu überleben und Jamie wäre nicht dort, um sie zu beschützen, weil er entweder im Gefängnis oder schlimmstenfalls tot wäre. Jamie ist sich dieses Schreckensszenarios vollends bewusst, weil er am eigenen Leib nach Culloden zu spüren bekommen hat, wie die Briten mit Menschen, die sie des Hochverrats beschuldigen, umgehen und um das zu verhindern, bleibt ihm nur der Ausweg, Lt. Knox für immer zum Schweigen zu bringen und alle Beweise, die Jamie und Murtagh in Verbindung bringen, zu vernichten. Aber Jamie ist kein kaltblütiger Killer, der ohne Gewissen andere Menschen tötet und danach zur Tagesordnung übergeht und er trifft diese Entscheidung nicht leichtfertig und unüberlegt. “Killing marks a man” – ich weiß nicht mehr, ob ich diesen Satz in einem von Dianas Büchern oder anderswo gelesen, aber er kommt mir in den Sinn, wenn ich an die Auswirkungen, die Lt. Knox Tod auf Jamie hat, nachdenke. Schaut in sein Gesicht, wenn er den britischen Soldaten um Vergebung bittet, weil er ihm den Tod eines Soldaten verwehrt hat, dann werdet ihr wissen, was ich damit meine. Auch in der Szene nach Jamie Rückkehr nach FR, wenn er zu Claire “I have much to tell you about Hillsborough.” sagt, ist die Last, die auf seiner Seele liegt, weil er das Leben eines Menschen genommen hat, deutlich in seinem Gesicht zu lesen.
Ewige Anbetung
Der Episodentitel “Perpetual Adoration” (Wikipedia) erinnert uns BL nicht nur an Claires “Ewige Anbetung” in Kapitel 3 “Frank und frei” aus Dianas Buch “Die geliehene Zeit”, sondern er steht auch für das, was Jamie und Claire einander bedeuten. Die Worte “ewige Anbetung” in ihrer reinsten Form der immerwährenden Liebe umschreiben das, was die Frasers füreinander empfinden, sehr passend. Father Beggs hat diese niemals endende Liebe mit seiner Aussage “Outside of the love that God has for his children… That sort of love and devotion between man and wife –there’s nothing like it.” sehr treffend beschrieben und ich kann seinen Worten nichts mehr hinzufügen.
All das, was Claire in dieser Folge widerfährt, lässt mich darüber nachdenken, dass nichts in unserem Leben oftmals ohne Grund geschieht, wir aber meist erst später bemerken, wofür der eine oder andere Schicksalsschlag “gut” gewesen ist und warum wir genau dieses Ereignis gebraucht haben, um dort hinzukommen, wo wir jetzt stehen. Die einen nennen es Schicksal, die anderen Zufall oder die Gegenwart einer höheren Macht und für manche lässt sich all das mit ihrem Glauben an Gott und Jesus Christi erklären. Egal, welchen Namen wir dem, was uns im Leben widerfährt, geben, am Ende bleibt oft die Erkenntnis, dass manche Dinge einfach so geschehen mussten und dass das Ergebnis am Ende meistens stimmig ist, auch wenn der Weg dorthin steinig und schmerzvoll gewesen sein mag und mit vielen Entbehrungen verbunden war. Mir erscheint es wie Schicksal, dass ausgerechnet diese Folge mit diesem inhaltlichen Fazit an diesem schicksalhaften Sonntag ausgestrahlt wurde, in der unsere Welt und unsere Gesellschaft, so wie wir sie kannten, buchstäblich auf den Kopf gestellt wurde. Seitdem wird unser aller Leben durch ein unsichtbares, aber doch sehr präsentes Virus, beeinflusst und wir befinden uns gerade erst am Anfang eines langen und schmerzvollen Lernprozesses, in dem der Ausgang völlig ungewiss ist. Irgendwann – vielleicht in sechs Monaten, in einem Jahr oder sogar nach einem noch längeren Zeitraum – werden wir, so wie Claire am Ende dieser Folge, zurückblicken und dann vielleicht verstehen, warum uns dieses Schicksal ereignet hat.
Ich hoffe sehr, dass wir dann feststellen werden, dass unsere Gesellschaft durch das Corona-Virus ein weniger Ich-Bezogen geworden ist und dass auch die Selbstinszenierungen auf den Social Media Plattformen abgenommen haben. Ich hoffe, dass dann dafür in unserer Gesellschaft Werte wie Solidarität und Verantwortung für unsere Mitmenschen wieder selbstverständlicher sind und dass wir wieder mehr das wertschätzen können, was im Leben wirklich wichtig ist und was wir mit keinem Geld dieser Welt kaufen können – Gesundheit, Zufriedenheit und Zeit mit unseren Liebe. Um es mit Claires Worten aus dieser Folge zu sagen: “Don’t be careless with the time you have together.”
In diesem Sinne – bleibt gesund und passt auf euch auf!
@ Yvonne Pirch
“Die Zeit hat viele Eigenschaften, die man auch Gott nachsagt. Da ist die Tatsache, dass sie schon immer existiert hat und nie ein Ende nimmt. Da ist die Vorstellung der Allmacht – denn gegen die Zeit hat schließlich nichts Bestand, oder? Kein Berg, keine Armee. Und dann heilt die Zeit natürlich alle Wunden. Lässt man einer Sache nur genug Zeit, so erledigt sich jedes Problem; jeder Schmerz lässt nach, jede Strapaze findet ein Ende, jeder Verlust Linderung. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Bedenke, Mensch, dass du aus Staub bist und wieder zu Staub werden wirst. Und wenn die Zeit Gott ähnlich ist, muss die Erinnerung wohl der Teufel sein.”
(Claires Voiceover – Prolog aus “Ein Hauch von Schnee und Asche” by Diana Gabaldon)
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