Episode 509
“Monsters and Heroes”
Drehbuch: Shaina Fewell
Regie: Annie Griffin
“Whether I am dead or you whether we are together or apart, I will love ye always.”
(Jamie Fraser)
ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.
Obwohl ich das allergrößte Vertrauen in die Serienverantwortlichen habe, nicht an ihrem Talent für überragende Drehbücher zweifel und oft eine Lanze für ihre manchmal sehr ungewöhnlichen Entscheidungen breche, war ich vor dieser Folge sehr nervös, weil es meine größte Sorge war, dass sie Jamies Schlangenbiss und alles, was damit an emotionalen Dialogen und Entscheidungen verbunden sind, vielleicht vermasseln könnten. Ich glaube, dass letzte Mal war ich vor einer Folge aus demselben Grund so aufgeregt, als es um das Wiedersehen von Jamie und Claire in Jamies Druckerei ging. Gott sei Dank war meine Sorge total unbegründet und ich kann nur sagen: wow, wow und nochmals wow – was für eine großartige, phantastische und phänomenale Folge, ich bin wirklich sprachlos! Jamies Schlangenbiss gehört zu meinen absoluten Lieblingsmomenten aus “Das flammende Kreuz” und ich weine jedesmal aufs Neue wie ein Schlosshund, wenn ich im Buch lese (und ich habe es schon öfter als eine handvoll gelesen und diese Szenen mindestens doppelt so oft), wie Jamie am Ende seines ganzen Krankengeschehens weinend in Claires Armen zusammenbricht. Meiner Meinung nach hat es die Serie wieder einmal geschafft, das Buch zum Leben zu erwecken, denn sie haben so viel Buchmaterial und -dialoge verwendet, dass ich nur meinen Hut ziehen kann, denn jeder Seriencharakter ist diese Woche ein Spiegelbild seines Buch-Charakters. Emotional hat mich diese Folge wirklich fertig gemacht und mir liefen ab dem Zeitpunkt, als Jamie nach FR zurückgebracht wird und Claire und Jamies Familie ununterbrochen damit beschäftigt sind, sein Leben zu retten, fast fortwährend die Tränen übers Gesicht.
Daher habe ich es, trotz des Dramas und der Ernsthaftigkeit, sehr genossen, an einigen Stellen diesen subtilen und trockenen Humor, den ich in Dianas Büchern so sehr liebe, wiederzufinden. So bin ich in keinster Weise über Rogers “Thankfully ye haven’t lost yer sense of humor.” noch über Claires halb ernst gemeinten Vorwurf an Jamie “You’d joke on your deathbed, wouldn’t you? erstaunt. Auch im Buch ist Jamie oft ein Meister darin, bedrohliche, angsteinflößende und lebensbedrohliche Situationen mit seinem besonderen und oft auch tiefschwarzen Humor aufzulockern, um sowohl sich als vor allem auch Claire die Angst vor dem, was da vielleicht auf beide zukommen mag, ein wenig zu nehmen und die Sorgenfalten auf ihrer Stirn etwas zu glätten. Diesbezüglich fällt mir sofort die Art und Weise ein, wie Jamie in “Feuer und Stein” direkt nach seiner Befreiung aus Wentworth agiert, wenn Claire seine Hand bei den MacRannochs zusammenflickt und er mit kleineren Scherzen und bissigen Bemerkungen die zum Zerreißen angespannte Situation versucht aufzulockern. Einer der Moment, über die ich in dieser Woche schmunzeln musste, ist das Gespräch zwischen Jamie und Roger, das sie nachts am Lagerfeuer führen, besonders wenn Jamie seinen Schwiegersohn nach den Sterbesakramenten fragt und dieser darauf mit “I know a prayer for the sick and before ye ask, no, it’s not in Latin.” antwortet, ist göttlich und genau wie Jamie und Roger kichere auch ich in mich hinein. Auch Lizzies Aussage “It’s a good day for dyeing,” ist bitterböse amüsant, besonders dann, wenn man diese auf das bezieht, was in dieser Folge noch kommen wird. Obwohl es eigentlich ein sehr ernster Moment ist, wenn Claire das erste Mal Jamies Schlangenbiss untersucht, finde ich es sehr witzig, dass ihr im Eifer des Gefechts rausrutscht, dass sie einem Schlangenbiss nur von einer Autopsie kennt und Jamie ihr rät, an ihren “bedside manner” zu arbeiten. Und last but not least mein Favorit in Bezug auf den amüsantesten Augenblick in dieser Folge – bevor Roger den Schlangenbiss aufschneidet, um das Gift herauszusaugen, desinfiziert Jamie zuallererst die Klinge des Messers und sagt “Claire does it when she sets herself to cut someone.” und ich finde das so bezaubernd und niedlich, dass ich trotz des medizinischen Notfalls vor “wie süß ist das denn?” fast zerfließe. Was für mich diese Woche in Bezug auf den trockenen Humor auch noch heraussticht, ist dieses stetige Hin und Her zwischen Jamie und Roger und ich bin sehr froh, dass sich die beiden endlich gefunden haben.
Neben all den wundervoll verfilmten Buch-Momenten, die uns diese Folge beschert, sticht eines für mich noch ganz besonders heraus – das alltägliche Leben auf FR und wie die gewachsene Gemeinschaft sich gemeinsam auf den nahenden Winter vorbereitet, zusammen jagen geht, Stoffe färbt, am großen Haus weiterarbeitet und vor allem, wie sich alle gemeinsam auf Maden-Suche machen, um Claire und dem “Laird” of FR zu helfen.
Nicht nur die sehr passende und auch vorausschauende Titelcard, die eine Nahaufnahme eines Büffels (der laut Matt eigentlich ein schottischer Bison ist und sonst, wenn er nicht als Filmstar unterwegs ist, auf einer Bisonfarm in Schottland lebt) zeigt, passt zu dieser Folge, wie die Faust aufs Auge, sondern auch der Episodentitel “Monsters and Heroes” schlängelt sich wie ein roter Faden durch die Folge, denn Ungeheuer und Helden finden wir in dieser Folge sehr häufig und das paradoxe ist, dass beide oft durch die ein und dieselbe Person zur gleichen Zeit verkörpert werden.
Was sonst noch wichtig ist
“Monster and Heroes” beginnt mit Claire, die die hochschwangere Marsali untersucht und ihr sagt, dass mit dem neuen Leben, das FR bald bereichern wird, alles in Ordnung ist. Es ist herzerwärmend, wie das Vertrauen, der Respekt, die Achtung und die Liebe zwischen diesen beide Frauen über die Zeit gewachsen ist und wie sich Claire für Marsali von der “Hure” zur Mutter entwickelt hat. Besonders berührt mich der Moment, wenn Marsali Claire als ihre “Mum” bezeichnet.
Wir treffen Roger und Brianna in einer der wenigen unbeschwerten Situation an, die sie seit Beginn ihrer Beziehung in der Serie hatten und es ist schön, endlich die Liebe der beiden genießen zu dürfen, die in den oft stürmischen Zeit seit Rogers Heiratsantrag im 20. Jahrhundert zu kurz gekommen ist und die durch so manchen heftigen Streit manchmal nicht so hell strahlen konnte, wie wir es uns gewünscht hätten. Auch habe ich mich in dieser Szene sehr über Jamies Verhalten amüsiert, wenn er seine Tochter und sein Schwiegersohn fast in flagranti erwischt, besonders seine peinliche Berührung und sein “Ich weiß nicht wo ich hingucken soll” ist unbezahlbar.
Ist euch aufgefallen, dass Rogers Stimme im Vergleich zu der Zeit vor Alamance wesentlich tiefer ist?
Diese Folge befasst sich in so vielen wundervollen Szenen mit zwischenmenschlichen Beziehungen, dass ich es wirklich sehr bedaure, dass es keinen echten Vater-Tochter-Moment gibt, außer dem einen, wenn Brianna für Jamie die Spritze hergestellt. Und nicht nur in dieser Episode fehlen mir die herzerwärmenden Momente zwischen Jamie und Brianna, die wir BL aus den Büchern kennen, sondern eigentlich vermisse ich sie schon die ganze Staffel über und ich finde es sehr traurig, dass der letzte emotionale Vater-Tochter Augenblick onscreen in Folge 501 stattgefunden hat und gefühlt eine Ewigkeit her zu scheinen scheint.
“Monsters and Heroes” liegen auch im Ingenieurwesen dicht beieinander
Claire und Brianna haben ein hinreißendes Mutter-Tochter-Gespräch, durch das wir besonders gut sehen können, wie sich ihre Beziehung in den Jahren nach Franks Tod und der Wahrheit über Brees wirklichen Vater zum Guten entwickelt hat und dass die ehemaligen Zwietracht und das Misstrauen sich in Vertrauen und Offenheit gewandelt haben. Brianna äußert ihre Sorge, dass sie vielleicht nie einen Weg finden wird, das zu tun, was sie in ihrer Zeit getan hätte, wenn sie nicht in die Vergangenheit gegangen wäre und wenn sie jetzt nicht ihr Leben auf FR leben würde. Claire ermutigt ihre Tochter, dass sie auch im 18. Jahrhundert einen Weg finden wird, um das zu sein, zu dem sie bestimmt ist. “If I should lose you–or Jamie–I wouldn’t be quite a whole person any longer, but I would still have that left.” sagt Claire zu Brianna und jedem BL, der weiß, was in der späteren Folge noch kommen wird, sollte an dieser Stelle ein kleines Grauen über den Rücken laufen. Zu Jamies Glück findet Brianna sehr schnell zu ihrer Bestimmung zurück und wird so, in Anlehnung an den Episodentitel “Monster and Heroes” für Jamie zur Heldin, da sie durch die Entwicklung einer prämodernen Spritze sein Bein und vielleicht auch sein Leben retten wird. So wie Brianna für Jamie zur Heldin des Tages wird, kann sie auch unter Umständen für einige Bewohner auf FR zum “Monster” bzw. zum Sonderling werden, wenn diese mit Briannas Erfindungen konfrontiert werden.
Schon komisch, dass ich die Szene mit der Spritze schon unzählige Male gelesen habe und mir niemals im Ansatz diese so vorgestellt habe. Eigentlich habe ich mir von der Spritze, die Brianna aus den Zähnen der Schlange hergestellt hat, niemals ein richtiges Bild machen können, da mir dafür schlicht und einfach die Vorstellungskraft fehlt, daher bin ich für dieses visuelle Detail, das meine BL-Sichtweise bereichert, in dieser Folge wirklich sehr dankbar.
“Monsters and Heroes” – Young Ian Sichtweise auf die Dinge
Ich liebe auch in dieser Folge Johns Darstellung von YI und ganz besonders die Szene mit ihm und Jamie, nachdem er zusammen mit Roger seinen Onkel in sein Bett gebracht hat.
Ich bin ein wenig überrascht, wie heftig YI auf Jamies Entscheidung reagiert, aber ich kann sie wirklich sehr gut nachempfinden. Es scheint, als ob YI in seinem Gespräch mit Jamie der einzige Erwachsene ist und daher hat er alles Recht, auch wie einer mit seinem Onkel zu sprechen. Seine Sorge und Verzweiflung, nichts für seinen geliebten Onkel machen zu können, entsetzt ihn, macht ihm furchtbare Angst und verleiht ihm die Kraft, sich vehement gegen Jamies Entscheidung aufzulehnen und ihm die Meinung zu sagen. Die noch zuvor geltenden Gesetze zwischen Onkel und Neffen stehen in dem Moment, in dem Jamie YI mitteilt, dass er lieber sterben möchte, als ohne sein Bein weiterzuleben, auf dem Kopf, denn Jamie war immer der Mensch, zu dem er sein ganzes Leben aufgeschaut hat, von dem er sich gewünscht hat, er könne sein Vater sein, für den er von Lallybroch weggelaufen ist, um bei ihm in Edinburgh leben zu können. YI hat ihn immer für seinen Mut, seine Stärke, seinen Beschützerinstinkt und sein Geschick, brenzlige Situationen zu meistern, bewundert. Das Bild, das YI immer von Jamie hatte, zerbröselt in dieser Szene wie ein alter trockener Keks direkt vor seinen Augen und sein persönlicher Held stürzt von dem Podest, auf das YI ihn immer gestellt hat, weil sich Jamie nicht dieser Herausforderung stellt, der sich schon Menschen, die in YI Augen weniger stark und mutig als sein Onkel sind, stellen mussten und diese auch gemeistert haben. “I never thought I’d see the day I’d be ashamed of you, Uncle.” sagt YI, der mit seinen Tränen kämpfen muss und obwohl Jamies Ängste und Verzweiflung verständlich sind, ist seine Entscheidung egoistisch und rücksichtslos, denn sie verdammt alle Menschen, die ihn über alles lieben – sei es nun sein Neffe, seine Tochter, sein Schwiegersohn und selbstverständlich auch seine Frau – zur Untätigkeit und Hilflosigkeit. Jamie verurteilt mit seiner Entscheidung und dem Versprechen, das er Claire abgerungen hat, die Menschen, die er am meisten liebt und deren Wohlergehen und Sicherheit ihm immer mehr wert gewesen sind, als sein eigenes Leben, ihm beim Sterben zuzusehen, obwohl sie ihn hätten retten können, wenn sie gedurft hätten. Und so wird Jamie, der immer YIs Held gewesen ist, in diesem kurzen Augenblick in Jamies und Claires Schlafzimmer für seinen Neffen zu einem ichbezogenen Monster, das sich aufgegeben hat und das alle Mitglieder der Fraser-Familie in tiefe Verzweiflung und Gewissenskonflikte stürzt.
“Monsters and Heroes” – Rogers zwei Seiten der Medaille
Es war ein langer und beschwerlicher Weg voller Stolpersteine aus Missverständnissen, Fettnäpfchen aus Unsicherheit und Hindernissen aus dem Grat zwischen Anspruch und Wirklichkeit, um von Rogers Gefühl in dieser Staffel in Form von “Jamie respektiert mich nicht und ich werde ihm niemals als Schwiegersohn genügen könne, egal wie sehr ich mich anstrenge” zu Jamies Worten “I’m glad ye’re here.” und ”Ye’re a great comfort, Roger Mac.” zu kommen. Diese ungewissen und schwierigen Stunden nachdem Jamie von der Schlange gebissen wurde, die damit verbundene Hilflosigkeit und geteilte Angst, ob er die Nacht überleben wird oder ob Roger derjenige sein wird, der Claire die Nachricht vom Tod ihres Seelenverwandten überbringen muss, haben Jamie und Roger näher gebracht. Meiner Meinung nach ist jede Jamie und Roger Szene in dieser Folge großartig und sehenswert, denn endlich konnte sich diese wunderbare Schwiegervater-Schwiegersohn Beziehung entfalten und alle Puzzleteile, die wir seit Beginn dieser Staffel gezeigt bekommen haben, ergeben jetzt einen Sinn und meiner Meinung war es wert, auf das fertige Puzzle zu warten. Jamie und Roger entdecken durch die Krise, in die sie geraten, mehr Gemeinsamkeiten, als die Umstände und Missverständnisse, die sie seitdem Roger seinen Weg nach River Run gefunden hat, getrennt haben. Der Schlangenbiss ist die Brücke, auf der Jamie und Roger aufeinander zugehen können, um sich von nun an uneingeschränkte zu verstehen und zu respektieren. Jamie vertraut Roger nicht nur seine Gefühle und seine Angst, dass er den Schlangenbiss nicht überleben wird, an, sondern auch das Wohl seiner Pächter und das der Menschen, die Jamie ganz besonders am Herzen liegen – seine Frau, seine Tochter und alle Mitglieder seiner Familie, denn er sagt zu Roger “If I am to die tonight, Roger Mac, promise me ye’ll look after Claire and the Ridge.”. Für den Fall, dass Jamie den Schlangenbiss nicht überleben wird, überträgt er sein Bestreben Bonnet zu töten, um so Brianna und vor allem Jemmy vor diesem Ekel zu beschützen, auf Roger. Aber sein Schwiegersohn zögert, denn da er ein Mann seiner Zeit ist, ist er unsicher, ob er in der Lage ist, einen anderen Menschen zu töten, auch wenn Bonnet (nicht nur) in seinen Augen den Tod mehr als verdient hätte. “There’s a thin line between a monster and a hero.” sagt Jamie in Bezug auf Rogers Bedenken und da haben wir nicht nur die Worte, aus denen der Episodentitel entstanden ist, sondern auch das Thema, das sich wie ein roter Faden durch diese Folge zieht. So gibt es für alle Taten, Aussagen und Überlegungen unserer Protagonisten immer zwei Seiten auf der Medaille, denn was von den einen Menschen als richtig und gerechtfertigt angesehen wird, das ist für einen anderen lange noch nicht Ordnung. Auch Roger muss diese Erfahrung in dieser Folge machen, denn auch wenn er und Brianna, sein Schwiegervater und Claire und auch viele andere Menschen, denen Bonnet Leid zugefügt hat, denken, dass für ihn der Tod noch zu harmlos ist und derjenige, der es ihm nimmt, so zum Held werden kann, gibt es wiederum andere Menschen, vor allem in Rogers Zeit, die das Töten dieses abartigen Widerlings aus moralischen und ethischen Gründen für nicht akzeptabel halten.
Wenn Roger aus purer Verzweiflung, Jamie verlieren zu können, ein Gebet für seinen ohnmächtigen Schwiegervater spricht, geht mir dieser Moment so sehr ans Herz, dass ich meine Tränen nicht zurückhalten kann, denn Roger hat nicht mehr daran geglaubt, dass er jemals Jamies uneingeschränkte Akzeptanz und seinen wohlverdienten Respekt bekommen wird, aber er hat trotzdem immer wieder darauf gehofft und gewartet und er hat es, gerade nach dem Verlust eines Teils seiner Identität, so sehr gebraucht. Endlich können Jamie und er sich auf Augenhöhe begegnen und so kann sein Schwiegervater, ohne überheblich zu wirken, Roger verbessern, wenn er einen Psalm falsch zitiert oder darf ihm helfen, damit er den Weg nach FR findet. Auch Jamies Bedauern, dass er es nicht geschafft hat, seinem Roger Mac beizubringen, was es heißt ein Captain zu sein und es vielleicht niemals mehr kann, trägt dazu bei, dass ich von diesen Szenen sehr ergriffen bin und Jamies Aussage aus Folge 504, dass er Roger zu einem Captain gemacht hat, ohne ihn darauf vorzubereiten, bekommt jetzt eine ganz andere Gewichtung. Jamie weist Roger an “Tell her….I meant it.” und er stellt damit eine Verbindung zu dem Moment her, in dem er mit Claire in Folge 401 das Stück Land entdeckt hat, in das er sich beim ersten Anblick verliebt hat und das jetzt FR ist, denn diese Worte beziehen sich auf Jamies Aussage von damals “When my body dies, my soul will still be yours. Nothing is lost, Sassenach. Only changed.” Der Respekt, die gegenseitige Akzeptanz und das, was sich in der Beziehung von Jamie und Roger in ihrer Zeit im Wald entwickelt hat, wird in dem Moment gefestigt, wenn Jamie sich erholt hat und Roger ihm sagt, dass er zusammen mit Jamie sich Bonnet annehmen wird. Auch das spitzfindige Hin und Her zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn, das sehr an alte Freunde erinnert, die sich schon ein Leben kennen und ebenso lange necken, zeigt uns, dass sich die Beziehung zwischen Jamie und Roger zum Positiven verändert hat und sich auf einer neuen Ebene befindet.
“Monsters and Heroes” – Claires Dilemma zwischen Versprechen und Vernunft
Die besten und emotionalsten Szenen in dieser Folge sind alle die, die sich zwischen Jamie und Claire abspielen- angefangen von dem Moment, in dem Jamie Claire das Versprechen abnimmt, sein Bein nicht zu amputieren über Jamies Nahtod-Szene bis hin zu dem Moment, wo Claire sich mit zitternden Händen stählt, um Jamies Bein abzunehmen.
Claires innerer Konflikt ist sehr gut dargestellt, ganz besonders in der Szene, in der sie mit Brianna auf der Treppe sitzt und mit ihrer Tochter bespricht, in welchem Dilemma sie steckt. Es ist nicht irgendein verwundeter Soldat in einem Frontlazarett in Frankreich während des zweiten Weltkriegs oder ein Patient in einem Krankenhaus in Boston der ihre Behandlung verweigert, weil er nicht als Krüppel leben kann und will, sondern es ist Jamie, ihr Jamie, ihr Leben, ihre Liebe, ihr Seelenverwandter, der Mensch der sie erst vollständig macht und der von ihr jetzt das Unmögliche verlangt. Sie sagt zu Brianna “I know, but every time he looks down, it will be a constant reminder that I did it to him. That I didn’t keep my word.” und so kann sie in Jamies Augen entweder das Monster sein, das ihr Versprechen, das sie gegeben hat, bricht, um ihm das Leben zu retten oder sie kann für Jamie die Heldin sein, die ihr Versprechen hält, aber dann untätig daneben stehen muss, wenn ihr Seelenverwandter stirbt. Nur dreimal zuvor habe ich Claire so verzweifelt und hilflos gesehen – in der Abtei nach Wentworth, nach Faiths Tod und nach ihrer Rückkehr in ihre Zeit- und wahrscheinlich ist es für sie schlimmer, als alles, was sie zuvor hat aushalten müssen, denn diesmal könnte sie helfen, sie könnte Jamie retten, aber sie darf es nicht. Mein absolutes Highlight in dieser Folge ist die “Touch Me”-Szene, in der Jamie fast gestorben wäre, denn sie ist sowohl die filmische Verkörperung von Dianas Dialogen als auch von meinem Buch-Jamie und meiner Buch-Claire. Cait und Sam sind in allen Szenen wirklich phänomenal und ich kann Claires Angst und ihre Verzweiflung im Angesicht von Jamies Tod spüren und nachempfinden und es trifft mich wirklich hart, obwohl ich als BL weiß, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich das letzte Mal vor Rührung so sehr geweint habe. “Dinna leave me.” fleht Claire unter Tränen und sucht verzweifelt nach einem Herzschlag und dann berührt sie Jamie, so wie er sie gebeten hat. “I knew ye were the only thing that could bring me back.” sagt Jamie später zu ihr und die “Touch-Me” Szene ist mehr als Beweis genug, dass er Recht hat, denn sie zeigt, über wie viel Macht die Seelenverwandschaft zwischen Jamie und Claire verfügt. Schon Master Raymond wusste wie stark das Band zwischen den Frasers ist, denn er forderte damals Claire in Paris auf, Jamies Namen zu rufen. Was Claire in Paris das Leben gerettet hat, holt jetzt Jamie in dieser Folge vom Sterbebett zurück, denn es ist diese besondere, tiefe und unsterbliche Liebe, die ihn zurückbringt und auch Claires intime Berührung, ihre Nähe und ihre Körperwärme, die sein Herz wieder schlagen und die ihn wieder atmen lässt. Am nächsten Morgen, wenn klar ist, dass Jamies Körper zwar das Schlangengift erfolgreich bekämpft hat, dass er aber trotzdem an einer Blutvergiftung sterben wird, wenn Claire ihm nicht sein Bein amputiert, sagt er zu ihr “When the time comes, you may take my leg.”. Auf ihre Frage, warum Jamie sich für sein Leben und gegen sein Bein entschieden hat, antwortet er “Because ye need me.” – nicht seine Liebe zu seiner Frau hat ihn zurückgebracht, denn es ist egal, ob er lebendig ist oder tot, ob er mit ihr zusammen ist oder nicht, seine Liebe wird immer Bestand haben. Was Jamie wirklich hat überleben lassen, ist Claire, die ihn braucht, weil er für sie da sein muss, weil er sie beschützen muss – notfalls auch mit seinen Körper, so wie er es ihr in ihrer Hochzeitsnacht versprochen hat. Nach Wentworth, wo Jamie BJR im Austausch für Claires Leben seinen Körper und einen Teil seiner Seele gegeben hat, beschützt er sie in dieser Folge erneut mit seinem Körper, denn er ist bereit, für ihre Sicherheit und für ihr Wohlergehen sein Bein zu geben.
In den letzten fünf Staffeln gab es viele OL Episoden, die wirklich die Bücher zum Leben erweckt haben. Diese Folgen sind für mich immer die emotionalsten, denn sie zeigen uns das, was wir an Dianas Büchern so sehr lieben und was uns dazu bringt, uns in dem Schicksal dieser Charaktere zu verlieren. Wir sorgen uns um sie, wir kümmern uns um sie und in ihren erdachten Geschichten stecken so viele reale Emotionen und so kann das, was wir aus den Büchern mitnehmen, uns helfen, unser eigenes Leben zu reflektieren und zu bewerten. Was ich von Jamie und Claire über all die Jahre, die ich schon mit ihnen verbringe, gelernt habe, ist, dass Liebe selbstlos und selbstverständlich sein kann und dass man immer an dem festhalten und für das kämpfen muss, das man es nicht verlieren möchte. In dieser Folge haben wir so viele verschiedene Facetten von Liebe gesehen – die Liebe eines Neffen für seinen Onkel, die Liebe eines Schwiegersohnes für seinen Schwiegervater und die Liebe einer Tochter für ihren Vater. Was mich aber in dieser Woche besonders gepackt und besonders berührt hat, ist nicht nur die bedingungslose und tiefe Liebe einer Ehefrau für ihren Ehemann, sondern die bestürzende Endlichkeit des Seins, die vielleicht die Liebenden durch den Tod trennen mag, die aber niemals die Liebe, die Jamie und Claire füreinander empfinden, beenden wird. Das ist die Beziehung, in die wir uns BL verliebt haben, das ist die eine Liebesgeschichte derer wir niemals überdrüssig werden. Es gibt keine Möglichkeit, diese Folge zu erleben ohne zu sehen und zu verstehen, wie zeitlos und grenzenlos Liebe sein kann und was für einen raren Schatz Jamie und Claire in ihr gefunden haben, denn nicht viele von uns dürfen so eine reine, tiefe und bedingungslose Liebe erleben. Daher kann ich kann mir keine schöneren und passenden Worte vorstellen, mit der ich meine heutige Review beenden möchte, als die, die Jamie zu Claire am Ende dieser Episode gesagt hat: “ Whether I am dead — or you — whether we are together or apart, I will love ye always.”
Je suis prest!
@ Yvonne Pirch
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